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Nachhaltige Software

Aus Erlebnisraum Nachhaltige Entwicklung
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Dies ist "work in progress". Prima wäre es, wenn wir zu einer Begriffs-
definition gelangen könnten, die von allen Projektteilnehmern getragen wird!

Zielsetzung dieses Wiki-Beitrags

Aspekte der Nachhaltigkeit werden heute intensiv mit Blick auf die Hardware-Komponenten informationstechnischer Systeme diskutiert (Stichwort "Green IT"). Für den Bereich der Software-Entwicklung werden in verschiedenen aktuellen Forschungsprojekten zwar verstärkt und mit Erfolg entsprechende Überlegungen angestellt, jedoch ist der diesbezügliche Diskussionsprozess sicherlich noch nicht als abgeschlossen anzusehen.

  • Bemerkung: Die Entwicklung und Nutzung informationstechnischer Systeme ist grundsätzlich mit einem Verbrauch von Ressourcen (Energie, Rohstoffe etc.) verbunden. Insofern stellt sich die Frage, ob und ggf. wie sich informationstechnische Systeme schaffen lassen, deren (umfassend betrachtete) Auswirkung auf die Umwelt positiv ist.

Wodurch zeichnet sich "nachhaltige Software" aus?

In der Literatur recht breit akzeptiert ist der Vorschlag von Dick, Naumann & Kuhn (2011), nachhaltige Software wie folgt zu definieren: "Sustainable software is software whose direct and indirect negative impacts on economy, society, human beings, and environment resulting from development, deployment, and usage of the software is minimal and/or has a positive effect on sustainable development."

Wir haben die Definition (vorläufig)leicht abgeändert:

  • (Integrativ-) Nachhaltige Software zeichnet sich dadurch aus, dass die direkten und indirekten negativen Auswirkungen auf Gesellschaft, Mensch und Umwelt, die sich aus der Entwicklung, dem Betrieb und der Verwendung der Software ergeben, minimal sind. Zudem sollen sich mit Blick auf eine (integrativ-) nachhaltige Entwicklung durch die Software langfristig positive Auswirkungen ergeben.

Unter "langfristig positiven Wirkungen" verstehen wir dabei im ENE-Projekt (mit der Zielsetzung einer Integrativen Nachhaltigkeit) eine Entwicklung, die den Einklang von Mensch, Gesellschaft und Natur im Sinne eines "bien vivir" unter Einhaltung natürlicher Stoffkreisläufe und frei von irreversiblen Änderungen anstrebt; siehe auch Schweizer-Ries (2013). Technologie im Allgemeinen und insbesondere auch informationstechnische Systeme sehen wir dabei als treibenden Faktor zur Entwicklung von Hilfsmitteln und Vorgehensmodellen zur Unterstützung und Förderung nachhaltiger Lebensweisen. (An dieser Stelle sind wir Technik-gläubig.)

Was verstehen wir unter "nachhaltiger Software-Entwicklung"?

Eine explizite Definition des Begriffs der "nachhaltigen Software-Entwicklung" ist verzichtbar, denn oben stehende Definition für "nachhaltige Software" beinhaltet bereits den Entwicklungsprozess. Trotzdem lohnt sich an dieser Stelle eine abstrakte Sicht auf unser Tun als Software-EntwicklerIn.

Software-Entwicklung als Transformationsprozess

Prinzipiell lässt sich die Entwicklung und die sich anschließende Nutzung von Software als eine Transformation von menschlichem Wissen und Daten (Software = Daten im Sinne von Neumanns) in neues Wissen (z. B. Handlungswissen) und weitere Daten (u. a. Software) ansehen. Dieser Transformationsprozess, der mit einem Austausch von Mensch, Gesellschaft und Natur einher geht, bedarf der Zufuhr geeigneter materieller und energetischer Ressourcen, die im Rahmen der Entwicklung und des Betriebs der Software ebenfalls transformiert werden, z. B. für die Hardware benötigte Rohstoffe und elektrische Energie in Elektronik-Schrott, CO2 und Abwärme.

Mit Blick auf eine Integrative Nachhaltigkeit lässt sich fordern: Der Wissensgewinn sollte größer sein als der irreversibel transformierte Anteil der eingesetzten energetischen und materiellen Ressourcen. -> Zumeist wird ein Gegeneinanderabwägen der (schwer quantifizierbaren) Größen erforderlich sein.

Ungeachtet dessen und angesichts der Diskussion der gegenwärtigen Umweltprobleme lässt sich an dieser Stelle die Notwendigkeit einer "Dematerialisierung" und "Dekarbonisierung" der bestehenden Software-Entwicklungsprozesse (deren Output in der stets erneuerbaren Ressource "Wissen" besteht) konstatieren.

Fazit und Ausblick

  • Der Begriff der "nachhaltigen Software" ist nicht gleichbedeutend mit dem der "effizienten Software".
  • Die Betrachtungen sind nicht auf einzelne Maßnahmen und Software-Merkmale zu beziehen. Vielmehr muss die Gesamtbilanz positiv im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sein. Hier werden Methoden zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Software und Software-Engineering-Prozessen benötigt.
  • Open-Source-Software kann nennenswerte positive Beiträge zur Erreichung des Nachhaltigkeitsziels leisten. Auch proprietäre "Closed-Source"-Software kann allerdings durchaus nachhaltig sein (und fungiert darüber hinaus zumeist als treibende Kraft und Ideengeber für innovative Software-Anwendungen).
  • Ziel weiterer Aktivitäten im Umfeld "Nachhaltige Software-Entwicklung" sollte eine Sensibilisierung der Software-EntwicklerInnen für dieses aus global wichtige Thema sein.

Es bleiben jedoch zahlreiche Fragestellungen, die es im Rahmen einer angewandten Forschung zu untersuchen gilt:

  • Wie lässt sich der Grad der Nachhaltigkeit von Software-Entwicklungsprozessen praktisch bewerten (messen)?
  • Lässt sich der energetische und materielle Bedarf zur Durchführung von Software-Projekten (inklusive aller "Nebenkosten") quantifizieren? In welchem Verhältnis steht dieser Bedarf zu dem erzielbaren Software-Nutzen?
  • Welche praktisch anwendbaren Leitsätze (und Kriterien) lassen sich für hinsichtlich der Nachhaltigkeitsziele positive Software-Entwicklungen benennen?
  • Lassen sich "Gestures" im Sinne einer Selbstverpflichtung für die Software-Entwickler zusammentragen (siehe dazu unseren Beitrag für das "Oracle du papillon")?
  • Wie lassen sich Software-technische Artefakte durch Nicht-IT-Spezialisten (z. B. in strukturschwachen Regionen dieser Erde) besser in Wert setzen?
  • Auf welche Weise können mobile Web-Anwendungen als wesentliche unterstützende Elemente für den Übergang in nachhaltigere Lebensweisen (hier wie in strukturschwachen Regionen) dienen?
  • Welche Abhängigkeiten bestehen zwischen Software-Herstellung, Software-Nutzung und global gerechter Ressourcen-Verteilung?
  • Software operiert auf Daten. Welche Anforderungen ergeben sich (über den Software-Aspekt hinaus) an eine nachhaltige Datenerfassung, -haltung und -bereitstellung?
Diese spannende Liste gerne diskutieren/ergänzen!

Referenzen

  • Dick, M., S. Naumann & N. Kuhn (2010): A Model and Selected Instances of Green and Sustainable Software. Proceedings of the 9th IFIP TC 9 and 1st IFIP TC 11 International Conference, Brisbane, Australia, Sept. 2010, pp. 248-259.
  • Hilty, L. M. & W. Lohmann (2011): The Five Most Neglected Issues in "Green IT". CEPIS Upgrade, XII(4), Oct. 2011, pp. 11–15.
  • Martens, J. & K. Schilder (2012): Sustainable Development. In J. Krieger, ed.: The Oxford Companion to Comparative Politics, 2nd ed., Oxford: Oxford University Press, pp. 813-815.
  • Naumann, S., M. Dick, E. Kern & T. Johann (2011): The GREENSOFT Model: A Reference Model for Green and Sustainable Software and ots Engineering. Sustainable Computing: Informatics and Systems.
  • Penzenstadler, B., V. Bauer, C. Calero & X. Franch (2012): Sustainability in Software Engineering: A Systematic Literature Review. Evaluation & Assessment in Software Engineering (EASE 2012), Proceedings, Ciudad Real, Spain, May 14-15, 2012, pp. 32-41.
  • Schmidt, B. & A. Wytzisk (2014): Software Engineering und Integrative Nachhaltigkeit. In E. Plödereder, L. Grunske, E. Schneider & D. Ull, Hrsg.: Proceedings INFORMATIK 2014, Stuttgart, 22.–26.09.2014, Lecture Notes in Informatics (LNI), Vol. P-232, pp. 1935-1945.
  • Schweizer-Ries, P. (2013): Theroethical Reflections and Research Experiences. IAPS Bulletin 40, Autumn 2013, pp. 9-12.